Jahresstatistik 2023

Pressemitteilung

Deutscher Beteiligungskapitalmarkt 2023: Marktumfeld belastet Private Equity- und Venture Capital-Geschäft

Berlin, 14.03.2024 – Der Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) veröffentlicht heute die vorläufige Statistik zum deutschen Beteiligungskapitalmarkt 2023. In einem herausfordernden
gesamtwirtschaftlichen Umfeld erreichten die Investitionen ein Volumen von 10,5 Mrd. €, wobei alle Marktsegmente Investitionsrückgänge hinnehmen mussten.

"Dem gesamtwirtschaftlichen Gegenwind konnte sich auch der deutsche Beteiligungsmarkt im vergangenen Jahr nicht entziehen. Anhaltende Konjunktursorgen, die Zinswende und
geopolitische Krisen belasteten Beteiligungsgesellschaften und Portfoliounternehmen gleichermaßen. Die Investitionen von Beteiligungsgesellschaften summierten sich im
vergangenen Jahr auf insgesamt 10,5 Mrd. €. Damit floss Start-ups und Mittelständlern wichtiges Kapital zu, um diesen Unternehmen bei der Überwindung der aktuellen Herausforderungen zu helfen", fasst Frank Hüther, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Beteiligungskapital (BVK) und Geschäftsführer der Abacus alpha, die heute veröffentlichte,
vorläufige Statistik für den deutschen Private Equity und Venture Capital-Markt zusammen.

Damit sind die Investitionen deutlich gegenüber dem Vorjahr (2022: 15,4 Mrd. €) gesunken. „Es war früh im Jahr erkennbar, dass die Investitionen 2023 angesichts der
Rahmenbedingungen weder an das Vorjahr noch an die Rekordniveaus von 2019 bis 2021 anknüpfen kann,“ so Hüther weiter. In allen Marktsegmenten (Venture Capital, Buy-Outs,
Wachstum/Minderheitsbeteiligungen) blieb das Investitionsniveau 2023 unter dem Vorjahreswert.

Venture Capital: Nur Rekordjahre 2021/2022 fielen höher aus
Nach dem Rekordjahr 2021 und fast ebenso investitionsstarken Jahr 2022 mussten auch die Venture Capital-Investitionen dem Umfeld Tribut zollen und sanken auf 2,5 Mrd. € (2022: 3,6
Mrd. €) – was aber noch deutlich über dem Niveau der Jahre 2020 und davor liegt. Rund 560 Startups und junge Unternehmen wurde mit Venture Capital finanziert, was nahezu drei Viertel aller im Jahresverlauf mit Beteiligungskapital finanzierten Unternehmen ausmacht. „Nach zwei außerordentlichen Jahren ist 2023 das Venture Capital-Pendel weltweit zurückgeschwungen.
Der deutsche Markt hat sich im herausfordernden Umfeld behauptet und ein Achtungszeichen gesetzt. Wir liegen über den Investitionen bis 2020, was für die Entwicklung spricht, die das hiesige Ökosystem genommen hat“, unterstreicht Juliane Hahn, BVK-Vorstandsmitglied und Managing Partner bei Signature Ventures.

Trotz des gesamtwirtschaftlichen Gegenwinds konnten auch 2023 einige Finanzierungsrunden im dreistelligen Bereich erfolgreich geschlossen werden, bei denen Beteiligungsgesellschaften substanziell zusammen mit anderen Investoren investierten – etwa durch Enpal, 1Komma5, Isar Aerospace, Aleph Alpha, Flink, Helsing oder eGym. „Das Ökosystem ist erheblich erstarkt aus der Pandemiezeit gekommen. Geblieben ist jedoch die enorme Abhängigkeit von internationalen VCs. Daher gilt es weiterhin, die einheimische Venture Capital-Branche zu stärken. Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz inklusive der Umsatzsteuerbefreiung auf Fondsverwaltungsleistungen für alle alternativen Investmentfonds und dem Wachstumsfonds Deutschland wurden wichtige und lang ersehnte Weichen gestellt, um den Standort Deutschland
im internationalen Wettbewerb voranzubringen“, ergänzt Hahn.

Buy-Outs: Umfeld macht Vorjahre unerreichbar
Die Buy-Out-Investitionen beliefen sich auf 6,5 Mrd. € - ein Rückgang um rund ein Viertel (2022: 8,8 Mrd. €). „Rezessionssorgen bleiben, Geschäftsaussichten in vielen Branchen sind unsicher und dynamisch steigende Leitzinserhöhungen wirken dämpfend. Dieses Umfeld belastet das Buy-Out-Geschäft bis heute, Transaktionen werden langwieriger und die Kaufpreisfindung schwieriger“, fasst Hüther zusammen. Im Bereich der Buy-Out-Investitionen können einzelne Transaktionen die Statistiken erheblich beeinflussen. „Auch wenn insbesondere internationale Fonds über viel Kapital verfügen. Sehr große Transaktionen blieben 2023 Mangelware. Ein Trend: Die Gesellschaften haben ihr Augenmerk stärker als in der Vergangenheit auf börsennotierte Unternehmen unterschiedlichster Größe ausgerichtet“. Zum Beispiel haben sich Beteiligungsgesellschaften zumeist mit dem Ziel eines Börsenrückzugs bei den gelisteten EQS Group, OHB, Software AG, ATOSS Software, Va-Q-Tec, SUSE und Synlab Beteiligungsgesellschaften engagiert oder haben ihre bestehenden Anteile erhöht.

Ebenfalls gesunken sind die Investitionen im Bereich Wachstumsfinanzierungen (Growth) und andere Minderheitsbeteiligungen (Replacement- und Turnaround-Finanzierungen) bei
mittelständischen Unternehmen und reiferen Jungunternehmen. Diese halbierten sich auf 1,5 Mrd. € gegenüber dem Vorjahresniveau (3,0 Mrd. €). Gerade Wachstumsfinanzierungen bei
Grownups fielen geringer aus. Zudem fluktuieren in diesem Marktsegment die Investitionen regelmäßig aufgrund großer Einzelinvestments.

Fundraising: Rückgang bei Venture, Anstieg bei Buy-Out
Nachdem deutsche Beteiligungsgesellschaften 2022 so viele neue Fondsmittel wie nie zuvor bei Investoren einsammeln konnten, fiel das Fundraising im abgelaufenen Jahr auf 4,9 Mrd. €. Dies entspricht zwar einem Rückgang von 44 Prozent gegenüber dem Rekordvorjahr (8,7 Mrd. €), liegt aber in etwa auf dem Niveau der Jahre davor. Die Zahl der neuen Fonds fiel gleichzeitig von 49 auf 29. Das Fundraising von Venture Capital-Fonds erreichte 1,8 Mrd. € nach 6,5 Mrd. € im historisch erfolgreichsten Jahr 2022. Buy-Out-Fonds konnten dagegen mit 2,9 Mrd. € deutlich mehr einsammeln (1,1 Mrd. €).

„Beteiligungsgesellschaften konnten wieder substanzielle Volumina einsammeln, um diese in Startups und Mittelständler zu investieren. Das Fundraising-Umfeld bleibt aber herausfordernd, insbesondere im Vergleich zu den beiden Vorjahren. Mit dem Ende der Niedrigzinsphase und den Rekordhochs der Aktienmärkte bieten sich Investoren wieder Alternativen zu Anlagen in Venture Capital oder Private Equity, dennoch setzen institutionelle Investoren weiterhin auf unsere Asset-Klasse. Diese ist mittlerweile attraktiver und fester Bestandteil ihrer Asset Allocation geworden und verspricht als Brutstätte für Innovation und neue Technologien weiterhin hohe Erträge“, erläutert Hahn.

Ausblick auf 2024
„Das Marktgeschehen verharrt ein wenig in Wartestellung. Einem neuerlichen Aufschwung stehen noch die allgemeinwirtschaftliche und geopolitische Situation im Weg. Die erwarteten
Zinssenkungen im laufenden Jahr könnten jedoch zusammen mit positiven Konjunkturnachrichten den Knoten zerschlagen.“, blickt Hüther auf den weiteren Jahresverlauf.
„Das Bewertungsniveau für Neu-Investments ist attraktiv, die Nachfrage nach Beteiligungskapital für Gründung, Wachstum und Transformation ist hoch. Wir sind zuversichtlich für 2024.“

Die ausführliche, vorläufige Beteiligungsmarktstatistik 2023 (Datenstand März 2024) einschließlich methodischer Erläuterungen finden Sie unter www.bvkap.de zum Download. Die
statistischen Daten unterliegen fortlaufender Aktualisierung und können von früheren und späteren Auswertungen abweichen.

Über den BVK
Der Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) ist die Interessenvertretung der Private Equity-Branche in Deutschland. Im Verband organisiert sind Private Equity Gesellschaften – von
Venture Capital über Wachstumsfinanzierung bis zum Buy-Out-Bereich – sowie institutionelle Investoren, die in Private Equity investieren. Der BVK vertritt insgesamt 300 Mitglieder,
darunter 175 Beteiligungsgesellschaften sowie 25 Investoren. Ziel des BVK ist die Schaffung eines bestmöglichen Umfeldes für Beteiligungskapital in Deutschland. Zu den Aufgaben des
Verbandes gehören unter anderem die Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern sowie die Zusammenarbeit mit Institutionen und Verbänden auf nationaler und
internationaler Ebene. Mehr Informationen erhalten Sie unter: https://www.bvkap.de/

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